Ortsteilportal Bardowiek


Geschleift, doch unvergessen

An der Straße von Selmsdorf nach Palingen erinnern nur ein Transformatorenhaus, ein Findling und einige alte Obstbäume an das geschleifte Dorf Bardowiek. Im Ratzeburger Hufenregister von 1292 wurde es erstmals mit neun Hufen urkundlich erwähnt.

Im Dreißigjährigen Krieg fielen in dem Dorf drei von den sechs Stellen wüst. Sie wurden nicht wieder eingerichtet, sondern zum Hof Bardowiek zusammengelegt. Dieser kam 1793 an den Hof Selmsdorf. Im Dorf entstanden nach der Regulierung 1817 zwei Büdnereien. In Bardowiek stand eines der insgesamt zwei Gebäude im ehemaligen Fürstentum Ratzeburg, die überwiegend aus Findlingen erbaut worden waren; hier war es eine Scheune, in Groß Molzahn die alte Schmiede.

Durch die Teilung Deutschlands lagen Bardowiek und auch Hof Selmsdorf im Sperrgebiet. Da es bis etwa 1980 Staatsziel der DDR war, die ländliche Bevölkerung in Großgemeinden zu konzentrieren und kleinere Dörfer aufzugeben, wurde für Bardowiek nichts getan, um den Ort zu erhalten. Die Gehöfte, die 1960 von der LPG übernommen worden waren, wurden nach und nach freigezogen und ihrem Schicksal überlassen, die Ruinen dann abgebrochen. Nach 1990, als die ehemaligen Besitzer oder ihre Erben die Ländereien zurück erhielten, begann deren langjähriger Kampf um den Wiederaufbau des Dorfes vor den Gerichten. Doch sie scheiterten in mehreren Instanzen; die Ortslage Bardowiek blieb auch nach dem Willen der Gemeinde Selmsdorf „Außenbereich“.

So bleibt diese Wüstung des 20. Jahrhunderts in ehemaliger Grenznähe nur in historischer Erinnerung, die nicht nur in den „Dorffesten ohne Dorf“, sondern auch jüngst zu Pfingsten in einer künstlerischen Installation wachgehalten wird.

Selmsdorf-Agentur: Karl-Heinz Kniep / Quelle: OZ, HFR, 2007