24.03.2014

Briefe an die Redaktion: 30.11.2010

Von: Steffen Oldörp
Gemeinde rechnet mit Bürgermeister ab

Der Provinzposse "Bürgermeister im Keller" in Selmsdorf folgt eine Abrechnung mit Bürgermeister Detlef Hitzigrat. Jetzt melden sich Gemeindevertreter der SPD, CDU und Bürger pro Selmsdorf (WPS) zu Wort.Der Provinzposse in Selmsdorf folgt eine Abrechnung mit Bürgermeister Detlef Hitzigrat. Jetzt melden sich Gemeindevertreter der SPD, CDU und Bürger pro Selmsdorf (WPS) zu Wort. Denn sie haben keine Lust mehr, von allen Seiten auf das Thema "Bürgermeister im Keller" angesprochen zu werden.

Michael Tauchert von der WPS nennt Hitzigrat (parteilos) den "Münchhausen von Selmsdorf". Denn: "Der Bürgermeister lügt, wenn er sagt, die Gemeindevertreter haben ihm ein Büro im Keller zugewiesen. Ich weiß auch nicht, warum er so etwas behauptet, denn es stimmt nicht. Wahr ist: Er sitzt freiwillig im Keller."

Das bestätigt auch Marcus Kreft von der SPD. "Herr Hitzigrat stellt sich gerne als Märtyrer dar. Er ist das Opfer der Mehrheit der Gemeindevertreter. Es ist aber nicht so. Denn es gibt wirklich keinen Gemeindevertreterbschluss und es hat auch niemand davon gesprochen, das für ihn ein Büro im Heizungskeller eingerichtet wird", verdeutlicht Kreft. Genau das Gegenteil sei der Fall. Denn der Bürgermeister habe selbst Hand mit angelegt. "Er hat seinen Computer persönlich in den Keller getragen. Und einen Gemeindemitarbeiter hat er angewiesen, Schreibtisch und Stuhl dort hinzubringen. Und hinterher spielt er den Unschuldigen."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Kniep war dabei, als der Bürgermeister mit seinen sieben Sachen in den Keller gezogen ist. "Herr Hitzigrat stand vor der Frage, wohin mit den Möbeln? Und dann kam der markige Befehl. Los Horst, ab damit in den Keller", so Kniep. Dem Bürgermeister müsse es im Keller gut gefallen haben, denn er habe von einer Mitarbeiterin der Gemeinde Schilder mit der Aufschrift "Büro Bürgermeister im Keller" anfertigen und anbringen lassen.

Die drei Fraktionen verwahren sich gegen die Version, die der Bürgermeister den Selmsdorfern auftischen will. Welches Ziel er damit verfolge, darüber kann Marcus Kreft nur spekulieren: "Der Bürgermeister ist offenbar sauer, weil die Gemeinde seine an das Gemeindehaus grenzende Kneipe nicht zu dem Preis (120.000 €) kaufen möchte, den der Bürgermeister dafür gerne hätte. Und vielleicht will er damit ja demonstrieren, wer Herr im Hause Selmsdorf ist."

Hinzu kommt, sagt Tauchert, dass Hitzigrat eigentlich gar kein Büro brauche. "Es gibt doch gar nicht so viel zu tun in Selmsdorf. Das Arbeitsaufkommen ist gering", so Tauchert. Karl-Heinz Kniep von der CDU legt Selmsdorfs Gemeindeoberhaupt sogar nahe, "seine Amtsgeschäfte bequem von zu Hause aus führen. Dafür hat ihm die Gemeinde sogar einen Laptop spendiert. Und sogar das schnurlose Gemeindetelefon kann er von zu Hause nutzen."

Die Abrechnung mit Bürgermeister Detlef Hitzigrat geht sogar noch weiter: Eine Bürgersprechstunde in Schönberg kommt für die Fraktionen der SPD, CDU und WPS künftig nicht mehr in Frage. Das haben sie Hitzigrat untersagt: "Wir fragen uns, ob da finanzielle Interessen im Vordergrund stehen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Für eine Stellungnahme war Bürgermeister Hitzigrat gestern nicht zu erreichen.