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Bibliotheken fördern das Lesen
Von: Kniep/SVZ Etwa zehn Bibliotheken und der Bücherbus des Kreismedienzentrums im Landkreis sind bemüht, die Bevölkerung Nordwestmecklenburgs mit unterhaltsamen und lehrreichen Büchern zu versorgen. Doch das Vermögen, Texte zu lesen und auch zu verstehen, scheint laut der aktuellen Pisastudie ein in den vergangenen Jahren immer größer werdendes Problem zu sein. Zwar hätten sich die deutschen Schüler in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften verbessert, lägen beim Lesen und dem Leseverständnis aber deutlich im Mittelmaß.
Das merken auch Industrie, Handel und Handwerk. So hatte zum Beispiel in diesem Jahr die Nordmetall den Ferienleseclub in Mecklenburg initiiert, an dem sich auch in der Gadebuscher Bibliothek rund 60 Kinder und Jugendliche beteiligten. "Und landesweit waren 30 Prozent der Teilnehmer Jungen, denen man ja immer eine gewisse Lesefaulheit nachsagt", sagt Christine Alm, Leiterin der Gadebuscher Bibliothek. Sie war mit dem sechswöchigen Leseclub, in dem die Schüler auch Zertifikate fürs Lesen erhalten konnten, sehr zufrieden und will die Aktion im kommenden Jahr wieder anbieten. "Wir sehen uns als Bibliothek als Leseförderer, auch wenn wir in Statistiken und Studien wie Pisa nicht aufgeführt werden", sagt Alm. Schließlich seien in diesem Jahr etwa 60 Veranstaltungen, unter anderem mit Kitas und Schulen durchgeführt worden, die der Leseförderung dienen. "Es gab ein zweijähriges Projekt mit der Awo-Kita, in dem die Kinder in der Natur und mit Büchern zum Beispiel Hecken und Wiesen als Lebensräume kennen gelernt haben", sagt Christine Alm. Außerdem bietet die Bibliothek einen Bilderbuchkoffer mit Lehrmaterial an, den Kitas und Grundschulen ausleihen können. Einen ähnlichen Koffer gibt es auch mit Jugendbüchern.
Doch um die Lesekompetenz der Kinder zu verbessern, müsse vor allem etwas in den Familien geschehen, so Alm. "Kindern wird heute kaum noch vorgelesen. Dabei ist es so wichtig, auch für die Beziehung zwischen Eltern und Kind", sagt die Bibliothekarin. "Eine halbe Stunde Vorlesen am Abend war bis vor einigen Jahren noch in fast jeder Familie üblich", schildert Alm. Heute würden die meisten Kinder mit den Büchern allein gelassen, sofern sie überhaupt welche lesen. Das sieht auch die Stiftung Lesen so. Sie hat ermittelt, dass 37 Prozent der Kinder niemals vorgelesen wird. Ein Viertel aller Vierjährigen sei deshalb schon sprachauffällig.
Die Gadebuscher Bibliothek versucht, dem mit ihren Mitteln entgegen zu wirken. So gibt es eine große Auswahl an Romanen die zum Teil wie die Biss-Reihe regelmäßig verliehen sind. Ebenso bietet die Bibliothek aber auch Nachschlagewerke und Lehrbücher für Schüler an oder es können Gadebuschs einzige zwei öffentliche Internetanschlüsse genutzt werden. Mit etwa 6720 Besuchern und rund 17700 Ausleihen ist 2010 ein Durchschnittsjahr für die Bibliothek, obwohl eine Jahresgebühr eingeführt wurde. Sie wird in einer Höhe von 10 Euro, ermäßigt 5 Euro und für Familien 15 Euro einmal im Jahr erhoben. Dann können so viele Bücher entliehen werden, wie man möchte.
"Bei uns besteht im Gegensatz zur Schule kein Lesezwang. Die Kinder, die herkommen, lesen das, was sie gerade möchten", nennt Christine Alm einen Vorteil der Bücherei. Und sie ist auch gerne behilflich bei der Auswahl neuer Lektüre, damit die Jugend wieder belesener wird.