Lauen


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Lauen liegt im Land Boitin. 1194 wurde es Kapiteldorf.

Sackartiges Angerdorf, mit einem Zugang von Norden. Es liegt abseits der Chaussee Selmsdorf-Lübeck.

Aus drei wüstgewordenen Bauernstellen wurde im 15. Jahrhundert eine Schäferei gebildet, welche 1598 zerstört war. Sie wurde zu einem Pachthof umgebildet. Bis 1750 wurden noch zwie weitere Stellen hinzugelegt. Der Hof Lauen wurde zunächst mit dem Hof Lockwisch, seit 1813 jedoch mit dem Hof Selmsdorf zusammen verpachtet.

Die Regulierung erfolgte 1893 mit 1 Erbpächter, 1 Bauernstelle und 1 Halbhufner

Büdnerei „wanderte“ in die Westzone

Noch aus dem Mittelalter stammte in Lauen die Büdnerei 1, der Krug, der fast zwei Jahrhunderte lang von der Familie Schröder bewirtschaftet wurde und wegen seiner Schinkenbrote berühmt war. Die anderen Büdnereien entstanden erst im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Büdnerei 9 hat dabei eine eigentümliche Geschichte: Als 1854 die Einfuhr von Hornvieh nach Mecklenburg verboten wurde, wurde zwischen Schwarzmühlenteich und Schlutuper Wiek ein Wall aufgeschüttet und ein Wächter angestellt, der die Einhaltung des Verbotes zu kontrollieren hatte. Dieser lebte erst in einem Schuppen, später in einem Haus, das hart an der Grenze zu Schlutup lag.

Im Herbst 1945 vereinbarten die Kommandanten der englischen und sowjetischen Besatzungszonen eine Grenzkorrektur: Die Büdnerei 9 des mecklenburgischen Dorfes Lauen wurde an die Stadt Lübeck abgetreten, die Grenze etwa 30 Meter nach Osten verschoben. Seitdem ist dieses Haus das erste Haus von Schlutup auf der rechten Seite.

Der Hof Lauen und die Hofstelle I, die etwas mehr als 100 Hektar besaß, wurden durch die Bodenreform enteignet und aufgesiedelt. Eigentümlich an Lauen ist, dass die beiden Bauernstellen in den Jahrzehnten vor dem 2. Weltkrieg schon von Pächtern bewirtschaftet wurden.

Im Gegensatz zu den anderen sehr grenznahen Orten der DDR Lauen lag im 500 m-Streifen blieben viele Arbeitsplätze der LPG erhalten. Während das Domänenpächterhaus abgebrochen wurde, wurden die erst in den 20er- oder 30er-Jahren errichteten Wirtschaftsgebäude der Domäne bis zur Wende 1990 genutzt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen der Gemarkung Lauen sind teilweise verpachtet, zum anderen Teil aber einschließlich des "Großen Sees" privatisiert.

Doktor findet seinen Ruhepol

Der gebürtige Lübecker Dr. Helge Mentzel fühlt sich schon als Mecklenburger. In Lauen hält er Damwild und Highländer-Rinder.Bis auf wenige Meter kommt das Damwild heran. Erst wenn sich Dr. Helge Mentzel auf Augenhöhe nähert, ergreift es die Flucht. Dort in Lauen, wo der in Grevesmühlen praktizierende Arzt insgesamt etwa 120 Tiere hat. Wenn Dr. Mentzel von seinem Anwesen in Lauen berichtet, dann spürt man mit jedem Satz, dass er auch ein begeisterter Tierliebhaber ist. „Ich betreibe einen ökologischen Betrieb“, erzählt der Doktor, der neben dem Damwild auch sechs Highländer-Rinder besitzt.

Lauen ist für den 45-jährigen Mentzel ein Ruhepol, wo er seit 1999 mit seiner Familie wohnt und inmitten der Natur rundum zufrieden ist. Vermutlich hätte er diesen Ort nie kennengelernt, gäbe es da nicht sein Hobby. Seit vielen Jahren geht Dr. Mentzel nämlich regelmäßig zur Jagd. Auf diese Weise entdeckte der Lübecker Lauen für sich. Mit Bernhard Grage, dem Sohn von Gerhard Grage, und seinem Bruder Martin, der vor einigen Jahren nach einem tragischen Unfall verstarb, bildeten sie schon 1990 die Jagdgemeinschaft Lauen/Bardowiek.

Mentzel baute sich damals auf dem Grundstück von Rolf Harms eine Jagdhütte. Später erwarb er das Land und das Haus. Umfangreiche Umbauarbeiten begannen, Hobby und Wohnen wollte der Lübecker hier miteinander verbinden. Sogar die Nachbarn staunten, mit welchem Enthusiasmus der Doktor dieses Vorhaben anging. Sie boten dem Neu-Lauener ihre Unterstützung an, die er gerne annahm. Vor allem Birger Streckert sah man jetzt öfter bei Dr. Mentzel. Der 39-jährige Maurer half ihm beim Umbau.

„Heute sprechen wir schon von drüben, wenn es um Lübeck geht“, erzählt Mentzel. Er fühlt sich längst als Mecklenburger, der sich in Lauen einen Traum erfüllt hat. Wenn er von seiner Praxis aus Grevesmühlen kommt, freut er sich jedes Mal aufs Neue auf die ländliche Idylle mit dem Lauener See und dem von ihm eingezäunten Wildgehege. Soviel wunderbare Natur, das möchte er heute nicht mehr missen.

Schön findet es Dr. Mentzel auch, dass die Menschen im Ort einen guten Draht zueinander haben. Da wird gerne einmal länger geklönt oder man kommt zum Adventstreffen oder Osterfeuer zusammen. Das geschah in der Vergangenheit zwar nicht regelmäßig, aber doch mehrfach und fand immer wieder den Gefallen der Einwohner in Lauen.

Verheerende Aussiedlungen

Fast ein halbes Jahrhundert verging, ehe Gerhard Grage seine Heimat wiedersehen konnte. 1953 war er mit seiner Frau Ilse und dem Sohn Bernhard von Lauen über Berlin in den Westen geflüchtet. Erst nach der Wende kam der heute 81-Jährige wieder hierher. Nicht einmal die Nachbarn wussten von der geplanten Flucht, wie Gerhard Grage im Gespräch mit der OSTSEE-ZEITUNG erzählt. Alles blieb bis zuletzt geheim. „Es war zu gefährlich. Wer weiß, was als Republikflüchtige mit uns passiert wäre“, so Grage.

Zu jener Zeit gab es zwar die Mauer noch nicht, doch die Grenze zum Westen wurde nach seinen Erfahrungen immer engmaschiger. Vieles, was Jahre zuvor noch Alltag war, war nun nicht mehr möglich. So hatten die Lauener zum Beispiel auch die ersten Jahre nach dem Krieg nach wie vor in Lübeck eingekauft. Dort gab es auch viele Waren des täglichen Bedarfs, die man im Ostteil Deutschlands nicht bekam.

Mit der Arbeit war es ähnlich. Größtenteils arbeiteten die Lauener in Schlutup. Sie standen Anfang der 50er-Jahre vor der Wahl, entweder für immer in den Westen zu gehen oder in Lauen zu bleiben. Sicher war aber auch Letzteres nicht, denn von der ersten Aussiedlungswelle 1952 blieb Lauen nicht verschont. „Etwa ein Drittel der Einwohner mussten zuerst den Ort verlassen, zwei Wochen später waren es dann etwa noch einmal soviel“, erinnert sich Grage. Viele dieser Menschen wurden nach Demmin und anderen Orten in Richtung Osten umgesiedelt. Die Häuser waren damals einfach leergezogen worden, um „die Grenze sicherer zu machen“. Außerdem wurde dort, wo zuvor Menschen wohnten, später der Kontrollpunkt eingerichtet.

Die Folgen für Lauen waren verheerend. Geschockt von den Zwangsaussiedlungen verließen viele Bürger den Ort, nur wenige blieben noch. Zu einigen versuchte Grage auch nach seiner Flucht in Kontakt zu bleiben. Das wurde allerdings schwierig, denn ein Besuch war nicht möglich. Da Lauen im Grenzgebiet lag, durfte Grage auch 1973 dort nicht halten, als er im Rahmen des innerdeutschen Grenzverkehrs erstmals in die DDR reiste. Von Lübeck über Schlutup fuhr Grage nur an Lauen und Selmsdorf vorbei in Richtung Grevesmühlen.

Obwohl Grage seit einigen Jahrzehnten im schleswig-holsteinischen Rümpel nahe Bad Oldesloe lebt, fühlt er sich zu seiner Heimat Mecklenburg hingezogen. Des öfteren reist er nach Lauen, wo er immer auch einen Blick auf den Hof Storjohann wirft. Von 1948 bis 1953 hatte Grage den Hof gepachtet, der nach der Wende von Otto Storjohann wieder aufgebaut wurde.

Pferdefreund machte sich selbstständig

Birger Streckert überlegte nicht lange, als 1986 der Hof von Ilse Resenhöft zum Verkauf anstand. Der Mühlen Eichsener, der zu jener Zeit seinen Dienst an der Grenze versah, erwarb die Büdnerei. Streckert störte es nicht, dass er damals im Ort der einzige Bürger der jüngeren Generation war und sonst nur ältere Leute in dem 27 Seelen zählenden Dorf lebten. Junge Menschen sahen in dem abgelegenen Grenzort kaum eine Perspektive und mieden ihn deshalb.

Jene Büdnerei befand sich in einem guten Zustand, wie Streckert berichtet. Dennoch waren einige Umbauarbeiten notwendig, die der gelernte Maurer größtenteils selbst durchführte. In den Beruf kehrte der heute 39-Jährige nach der Wende zurück.

Lauen war zur Wendezeit längst die neue Heimat von Streckert geworden. Hier hatte er sich eingelebt und warum sollte er diesen Ort jetzt verlassen. Außerdem fühlte sich der junge Mann schon immer der Natur sehr verbunden. Die schöne Heidelandschaft und das Traveufer lagen direkt zu seinen Füßen, eine solche Landschaft würde er in dieser Einmaligkeit und ruhigen Umgebung kaum woanders finden.

Hier kann der Pferdeliebhaber unbeschwert ausreiten und fühlt sich auch sonst rundum wohl in Lauen. Als positiv sieht er, dass der kleine Ortsteil Gehör in der Gemeinde Selmsdorf findet. Die Asphaltstraße und die Straßenlampen sprechen dafür und haben das gesamte Ortsbild verschönert.

Die nach wie vor ruhige Lage und beeindruckende Landschaft einfach nur zu genießen, dafür bleibt Streckert heute allerdings wenig Zeit. Zusammen mit seinem Bruder Jan Streckert (33), der gelernter Zimmermann ist, hat er sich selbstständig gemacht und eine Baufirma gegründet. Seitdem ist Birger Streckert auf vielen Baustellen unterwegs.