Das Fest der Liebe
Warum eigentlich feiern wir Weihnachten? Weit verbreitet ist das Gerücht, Weihnachten sei eine Erfindung des Einzelhandels, um die Umsätze am Jahresende noch einmal ordentlich zu steigern. Auch wenn das "Fest der Liebe" heute wesentlich weltlicher daherkommt als in vergangenen Zeiten, sind die historischen Ursprünge des Festes eine Mischung aus religiösen, heidnischen und weltlichen Wurzeln.
Historische Wurzeln
Das Weihnachtsfest ist das jüngste Christusfest der Kirche. Einst wurde es am 06. Januar gefeiert. Die Bezeichnung "Weihnachten" ist im Grunde heidnischen Ursprungs und geht zurück auf die so genannten Raunächte, die die 12 Nächte um Weihnachten bezeichnen (die letzten sechs Tage des alten Jahres sowie die sechs ersten Tage des neuen), die mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember beginnen und in denen einst die germanischen Priester Weihehandlungen vornahmen, um die Menschen vor Unheil und bösen Mächten zu schützen.
Die Germanen feierten ihr Mittwinterfest oder Julfest, zugleich ein Toten- und Fruchtbarkeitsfest. Das Wort "Weihnachten" bezeichnet heute christlich die durch die Geburt Jesu geweihte Nacht. Papst Liberius verlegte im Jahre 354 das Fest der Geburt Christi auf den 25. Dezember. Die Christenheit, die Jesus als "das Licht der Welt" (Johannesevangelium 8, 12) verkündigt, hat so die Tradition der Römer übernommen, die an diesem Tag ihre feierlichen Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, des unbesiegbaren Sonnengottes, begingen.
Von Rom aus sollte sich die Tradition schnell ausbreiten: Bereits 360 wurde das Fest der Geburt Jesu in Nordafrika, ab 375 im Orient, nach 380 in Spanien gefeiert. Im 7./8. Jahrhundert setzte sich der Festtag schließlich auch in Deutschland durch.
Die Kirchenversammlung von Mainz erklärte 813 diesen Tag offiziell zum "festum nativitas Christi". Damals begann mit ihm das Kalenderjahr. Erst mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders - im 16. Jahrhundert - wurde der 1. Januar zum Jahresbeginn. Der 25. Dezember blieb der Tag, an dem die Geburt Jesu gefeiert wurde.
Christbaum, Geschenke, Weihnachtsmann...
Der Brauch, das Haus mit grünen Tannenzweigen zu schmücken, ist bis in das 15./16. Jahrhundert zurückführbar. So ist aus dem Jahre 1535 überliefert, dass in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die in den Stuben aufgehängt wurden. 1597 soll die Handwerkerzunft von Bremen erstmals einen Christbaum zur Weihnachtszeit aufgestellt und geschmückt haben.
Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Sitte, einen Tannenbaum aufzustellen. Schnell war es weltweit Brauch, einen Tannenbaum mit Papierrosen, Oblaten, Dörrobst, Äpfeln, Zuckerstücken und vielen weiteren Dingen zu schmücken. Erst später kamen auch Kerzen als traditioneller Baumschmuck hinzu.
Die Tradition, Kinder am Weihnachtstag zu beschenken, tauchte bereits 1450 in Konstanz auf, wobei die Bescherung eigentlich mit dem Tag des Nikolaus verbunden war.
Apropos Nikolaus: Er war auch das eigentliche Vorbild für den heute populären Weihnachtsmann, der demnach nicht von Coca-Cola erfunden wurde (auch wenn die alljährlichen Werbefeldzüge seit den 30er-Jahren maßgeblich zu dessen weltweiter Verbreitung beigetragen haben dürften).