Chronik


Die erste Selmsdorfer Chronistin heißt Christiane Woest, kommt aus Selmsdorf und wurde durch die Gemeindevertretung ausgewählt. Die Besetzung des symbolischen Amtes ist für den Zeitraum vom 1. März 2007 bis zum 31. Dezember 2017 vorgesehen. Die Neubesetzungen erfolgen durch Ausschreibung und mit Beschluss der Gemeinde Selmsdorf. Christiane Woest wurde 1974 in Bützow geboren und studierte in Rostock Literatur-, Kunstwissenschaften und Germanistik.


Die Chronistin Christiane Woest betrachtet es als große Chance und Herausforderung, nach Ihrem Studium die Aufarbeitung der Selmsdorfer Chronik in Angriff nehmen zu können. Die Fertigstellung des Gesamtwerkes ist für Ende Dezember 2017 vorgesehen.

Für die Aufarbeitung der Selmsdorfer Chronik benötigen wir ihre Mithilfe. Sollten sie Interesse für die doch reizvolle und ehrenamtliche Tätigkeit aufbringen wollen, bitten wir um ihre Mitteilung.

Ihr Ansprechpartner ist Karl-Heinz Kniep. Telefon: 038823 251-0, E-Mail:
Opens window for sending emailredaktion(at)selmsdorf-live.de, oder Frau Christiane Woest. Telefon 038823 22024, E-Mail: Opens window for sending emailchristianewoest(at)kirchgemeinde-selmsdorf.de.

Opens external link in new windowInformationen Selmsdorfer Chronik - Stand: 13.07.2016.

Abschluß, Veröffentlichung und Verkauf der Chronik - ab April 2017. Die Chronik selbst endet mit der Aufarbeitung 1990.

Ausgewählte Schriftsätze

Im Jahre 1525 werden 18 Hauswirte für Selmsdorf genannt, dazu kommen noch sieben Kätner. Doch war Selmsdorf immer in bischöflichem Besitz; die Abgaben der Bauern dienten dem Unterhalt der Hofhaltung und der Durchführung der politischen Verpflichtungen der Bischöfe als Reichsfürsten. Die Dienste mussten die Bauern zum Hof in ihrem Dorfe und zum Bauhof nach Schönberg leisten.

Selmsdorf wird schon früh Kirchdorf geworden sein. Da sich von der alten Kirche nur eine getuschte Zeichnung aus der Zeit um 1800 erhalten hat, lässt sich annehmen, dass sie spätromanisch war; die Fenster zeigen eher runde als spitzbogige Abschlüsse. Schon 1589 wird festgestellt, dass die Kirche „alt und sehr baufällig“ sei. Zahlreiche große und kleinere Reparaturen, deren Kosten auf die gesamte Gemeinde umgelegt wurden, ließen sie noch fast 300 Jahre stehen. 1861 wurde ein Neubau beschlossen.

Selmsdorf hat im Laufe seiner Geschichte sehr unter kriegerischen Einwirkungen gelitten. Die alte Hansestraße von Lübeck nach Wismar, eine der wichtigsten Handelsstraßen im nördlichen Mitteleuropa, bog allerdings schon in Höhe der alten Försterei nach Osten ab und berührte Selmsdorf nicht so direkt wie die heutige B 105. Doch die durchziehenden Truppen der Kriege zwischen 1600 und 1865 fanden das Dorf immer und bis auf die letzten brandschatzten und plünderten sie meistens.

Doch auch schon zu bischöflichen Zeiten gerieten die Selmsdorfer Bauern immer wieder zwischen die Fronten, wenn die Adelsfamilien der Umgebung in das Stiftsland einfielen. 1331 plünderten die Parkentins auf Dassow das Dorf. 1359 waren sie wieder da, plünderten und brannten große Teile Selmsdorfs nieder.

Doch alles überbot der Dreißigjährige Krieg. Bischof August hatte es verstanden, den Krieg in den ersten Jahren von seinem Land fernzuhalten, doch ab 1625 lösten Durchmärsche und Einquartierungen einander ab. 1638 waren die Bauern nicht mehr in der Lage, ihre Abgaben zu zahlen. Einige Stellen wurden wüst, sodass nach dem Krieg noch acht Voll- und drei Halbhufnerstellen übrig blieben. Das Land der herrenlosen Höfe wurde zum Pachthof gelegt.

Doch kaum hatten sich die Bauern nach Abschluss des Westfälischen Friedens 1548 wirtschaftlich etwas erholt und vor allem den Großbrand von 1685, der von dem Dorf fast nichts übrig ließ, verkraftet, begannen die Durchmärsche und Einquartierungen des Nordischen Krieges. In den Jahren 1711 bis 1721 betrugen die Schäden der Bauern Tausende von Talern. Sie mussten beispielsweise Pferde und Wagen ohne Bezahlung für Transporte stellen; wollten sie sie zurückhaben, mussten sie ihr Eigentum gegen Zahlung von blanken Talern einlösen. Vor allem dänische Söldner misshandelten die Bauern und ihre Knechte auch körperlich.

Im November 1806 plünderten französische Soldaten auch in Selmsdorf. Der Pastor hatte vorsichtshalber 60 Taler Kirchengeld vergraben, alles andere, auch das Kirchensilber wie Kelche, Patenen und die Oblatenschachtel, wurde geraubt. Auch in den Häusern der Bauern wurde geplündert und zerstört. Die Frauen und Kinder waren mitsamt den Kühen und Schafen in ein bewaldetes Sumpfgebiet in Sicherheit gebracht worden. Auch in den Jahren 1813/14 richteten Freund und Feind bei Durchzügen und Einquartierungen Schäden an. Erst bei den Truppendurchzügen von 1850 und 1863/64 erhielten die Bauern für ihre Lieferungen korrekte Bezahlung, und ihre Häuser blieben unangetastet.

Doch auch ohne Krieg wurde Selmsdorf immer wieder von Bränden heimgesucht. Die Häufung von Großbränden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte am 18. Januar 1899 zur Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehr im Fürstentum Ratzeburg.

Selmsdorf wurde 1292 im Ratzeburger Hufenregister erstmalig urkundlich erwähnt. Viele Jahrzehnte lang galt das Jahr 1313 als das „Geburtsjahr“ des Dorfes, doch durch den Fund des genannten Registers in den 60er-Jahren im Lauenburger Archiv und seine Veröffentlichung im Jahre 1986 durch Professor Wolfgang Prange konnten viele Dörfer des Bistums Ratzeburg, so auch Herrnburg oder Retelsdorf, das Jahr ihrer ersten urkundlichen Nennung oft um viele Jahre zurück datieren.

Der Name, zuerst Kelmerstorpe, lässt ebenso auf eine slawischen wie auch eine deutsche Gründung schließen, doch die Anlage des großen Dorfes als Angerdorf mit einer Länge von ursprünglich etwa 500 Metern weist doch eher auf eine deutsche Besiedlung hin. Allerdings waren schon Germanen hier ansässig. Zwei Gräberfelder aus der frühen Eisenzeit brachten wertvolle Funde, darunter auch einen seltenen Gürtelschmuck.

Die Hufenzahl wurde 1292 mit 26 angegeben. Davon waren 17 dem Herzog von Lauenburg zum Burg- und Brückenwerk verpflichtet.

© Redaktion: Kniep / Quelle: Frimodig